Sonntag, 28. Mai 2017

REZENSION "Ein Gorilla für die Nachtigall" von Sara-Maria Lukas

Thalia

















Seitenanzahl: 251

Preis: 6,99 EUR [E]; 12,90 EUR [P]

ISBN: 978-3-86495-260-9

Verlag: Plaisir d'Amour

erschienen: April 2017 



Kurzbeschreibung:

Die Hamburgerin Pia muss bei Stress immer aufräumen und leidet gerne mal an der einen oder anderen Panikattacke. Nachdem sie während einer politischen Demo einen Mord beobachtet hat und als Zeugin vor Gericht aussagen soll, muss sie beschützt werden.

Finn ist Trainer für zukünftige Personenschützer. Er ahnt nichts Schlimmes, als sein Chef Pascal Engel ihm mitteilt, dass er die Tochter seines alten Freundes beschützen soll, bis sie eine Aussage vor Gericht gemacht hat.

Als er Pia abholt und sie bei seinem Anblick mit einer Blumenvase nach ihm wirft, ist es "Liebe auf den ersten Blick", und Finn fragt sich, ob es legitime Selbstverteidigung ist, eine Sub bereits vor der offiziellen Einverständniserklärung übers Knie zu legen ...




Pia liebt ihre Freiheit und ist eine wahre Kämpfernatur. Sie vertritt ihre Meinung, obwohl sie genau das Gegenteil von dem wiederspiegelt, wofür ihr Vater eintritt. So kämpft sie nicht nur für benachteiligte Frauen, sondern gleichzeitig auch bewusst, gegen ihren Vater an und da dieser Finn zu ihrem Schutz engagiert hat, treffen die Fronten unserer Protagonisten gleich mit voller Härte aufeinander.

>>Sie ziert sich noch etwas, oder anders ausgedrückt, sie ist zu feige, es sich einzugestehen, und greift an, damit ich ihr gebe, wonach sie sich sehnt. Sie kämpft gerne.<<

Ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ist aufwendiger und anstrengender, als mit dem Strom zu schwimmen oder anderen die Schuld an allem zu geben. Das bezieht sich einerseits auf das Engagement Pias, sich für Frauen stark zu machen, als auch auf ihre Sehnsüchte, die Finn immer stärker in ihr hervorruft. Seine Neigungen auszuleben bedeutet, den Mut aufzubringen und nicht nur anderen, sondern vor allem sich selbst, einzugestehen, was man mag. Pia hält sich hier anfangs sehr bedeckt, denn sie befürchtet, dass etwas zu äußern was sie innerlich immer stärker spürt, ein Zeichen von Schwäche wäre, welche anderen eine Angriffsfläche bieten würde.


>>[...] Hast du genug Mut, die fürs Vertrauen zu entscheiden?<<


Männer und BDSM sind für Pia eine Kombination, der sie zu Beginn nur negative Komponente zuordnen kann. Das Vater-Tochter-Verhältnis lernen wir direkt als sehr angespannt kennen, weshalb ich mich gefragt habe, wie es zu einer derart kühlen und distanzierten Verbindung gekommen ist? Als Kind hat sie ihren Vater geliebt, so, wie jedes Kind ihre Eltern liebt. Doch erst als sie realisiert hat, welchen Einfluss bestimmte seiner Wesenszüge auf ihre Mutter hatten und welche Konsequenzen diese gezogen hat, ist sie in einen Zwiespalt gerutscht, der ebenfalls Schuldgefühle in ihr hervorgerufen hat. Diese Ereignisse sind der Grund, warum sie keinem Mann mehr traut, denn jeder könnte unter der netten Maske etwas Derartiges versteckt halten, wie ihr Vater über Jahre hinweg. Deswegen ist sie so misstrauisch und wehrt sich gegen ihre Gefühle für Finn. Ihr Verstand drängt sie Abstand zu wahren und ruft ihr die Geschehnisse von damals immer wieder ins Gedächtnis, während ihr Herz ihm vorbehaltlos vertrauen möchte.


>>Niemand kann die Zukunft voraussagen. Aber ich kann dir schwören, dich weder zu täuschen, noch zu belügen, noch zu hintergehen, egal, wie sich unsere Gefühle füreinander entwickeln.<<

BDSM zu praktizieren ist nicht jedermanns Fall. Was mich an den Büchern der Autorin jedoch so fasziniert, ist ihr Feingefühl, die Besonderheiten einer solchen Beziehung hervorzuheben. Die Konfrontation mit "Schmerz" soll eine Reaktion bewusst hervorrufen, die Finn bei Pia sehen möchte. Denn was hier ganz entscheidend ist: Nur wer zu seinen Wünschen und Sehnsüchten steht, lässt eine Reaktion nach außen hin zu, während Pia zu Beginn vehement versucht, ihre Emotionen zu verbergen. Ein Schachzug der von dem Personenschützer nicht unbemerkt bleibt und ihn die Zügel erst recht anspannen lässt, um einen Verlust ihrer Kontrolle zu provozieren. Natürlich hat Pia mit dem Safeword jederzeit die Möglichkeit sein Handeln zu stoppen, doch ebenso gut wie sie, weiß auch Finn, dass sie dafür zu stolz und ihr Verlangen zu groß ist. Er schlägt sie praktisch mit ihren eigenen Mitteln, indem er den von ihr eingeschlagenen Weg zu seinen Gunsten erweitert.


>>Schäm dich nie dafür, mutig zu sein, kleine Nachtigall.<<

Oft sind Menschen neidisch auf andere, wenn diese etwas schaffen, für das sie selbst zu feige sind. Sie neigen dazu, Fehler zu suchen, um sich nicht fragen zu müssen, warum sie es nicht auch können. Trotz ihrer Unsicherheit lässt sich Pia von dieser nicht beherrschen. Sie weiß was sie will und genau das tut sie auch. Nicht viele Menschen können so etwas. Die meisten machen alles Mögliche, was sie eigentlich nicht wollen. Die Gründe dafür liegen in der Angst, einem gesellschaftlichen Bild nicht zu entsprechen oder die Erwartungen anderer in die eigene Person, nicht erfüllen zu können. 


>>Also, ehrlich gesagt, siehst du heute Morgen nicht wie der starke Gorilla aus, sondern eher wie ein schlaftrunkener Schimpanse.<< [...] >>War ich zu anstrengend für dich?<< Er schlägt mit Schwung die Decke zurück. >>Über meine Knie, Nachtigall. Mit deiner unbedachten Wortwahl hast du dir einen heißen Arsch verdient. Der Schimpanse will dich singen hören.<<

Was die anfänglichen Zweifel Finn gegenüber angeht, scheint dieser positive Charakterzug etwas ins Wanken zu geraten. Doch einmal vom Weg abzukommen ist nicht verwerflich, solange man bereit ist, sich wieder auf die richtige Spur bringen zu lassen. Trotz ihrer Befürchtungen, hat Pia ihre Augen nicht vor den Tatsachen verschlossen und genau dieser Punkt macht ihr Handeln so bemerkenswert.



Pia ist eine Frau, die besiegt werden will, bevor sie sich hingeben kann. Sie ist devot, aber zu ängstlich um die Kontrolle abzugeben. Demjenigen dem man diese Kontrolle überlässt, könnte einem auch Schaden zufügen, weshalb dieser Schritt mit großem Vertrauen einhergeht. Ihr Misstrauen verbietet ihr, die Nähe gegenüber Finn zuzulassen, nach der sie sich sehnt. Deshalb steckt sie in einer Zwickmühle, die sie einsam macht.

Finn überwältigt sie und zeigt ihr gleichzeitig, dass sie in seiner Obhut in Sicherheit ist.


Mit "Ein Gorilla für die Nachtigall" von Sara-Maria Lukas, sind die Seiten nur so dahin geflogen. Toll ausgearbeitete Charaktere, ein spannender Handlungsstrang und die Welt des BDSM, die uns hier in ihrer Vielfältigkeit neu offen gelegt wird.

Der Ehrgeiz und der Stolz von Pia haben mir sehr gut gefallen. Sie setzt sich gegen die Ansichten ihres Vaters durch, was trotz der Distanz die zwischen den beiden herrscht, gewiss alles andere als leicht ist, schließlich stellt sich Pia hier bewusst gegen die Ansichten ihres Vaters, dabei streben es "Kinder" an, ihre Eltern mit Stolz zu erfüllen. Den Weg den sie eingeschlagen hat, erfordert deshalb vor allem eins: Mut. 

Trotz dieser ausgeprägten Stärke, mangelt es Pia an Selbstvertrauen, was ihre Sehnsüchte anbelangt. Hier fungiert Finn als Katalysator. Er beeinflusst Pia, ohne sie dabei zu verändern. Er fördert das zu Tage, was sie sich selbst verbietet. Er sprengt bewusst ihre Grenzen, damit sie den Weg zu sich selbst finden kann. Ein tolles Duo, deren Kosenamen sprichwörtlich wie die Faust aufs Auge passen. Auch dieses kleine Detail, welches die Autorin in ihren Geschichten immer wieder mit einfließen lässt, trägt zu einer besonderen Atmosphäre bei, die bei mir als Leser, schnell das Gefühl von Vertrautheit hat aufkommen lassen.

Was mir im Verlaufe der Geschichte ein wenig gefehlt hat, war der aktive Part Finns als Personenschützer, denn nur aufgrund der drohenden Gefahr gegenüber Pia, haben sich die Wege der beiden überhaupt gekreuzt. Aufgrund diesen Aufbaus bin ich davon ausgegangen, dass der Plan Pia aus dem Weg zu schaffen zumindest versucht wird umzusetzen und wir einen kleinen Abstecher Richtung "Crime" machen würden. Wie sich herausgestellt hat, wurde das Problem hier zwar weiter verfolgt, jedoch nur passiv, sodass die Gefahr letztendlich nicht das Potenzial ausgeschöpft hat, wie ich zu Beginn der Geschichte vermutet habe.

Trotz diesen kleinen Kritikpunkts, sind die Bücher der Autorin immer wieder eine besondere Reise, die es sich lohnt zu beschreiten, ebenso wie das Wiedersehen bekannter Charaktere, die auch hier wieder aktiv am Geschehen teilnehmen und uns ermöglichen, ihre Entwicklung weiterhin zu verfolgen.




Über die Autorin:

Sara-Maria Lukas, Jahrgang 1962, sagt "Moin" statt "Guten Tag". Unter dem Pseudonym verbirgt sich eine gebürtige Bremerin, die seit vielen Jahren in einem klitzekleinen Dorf zwischen Elbe und Weser wohnt. Sie liebt das raue Klima der Nordseeküste nicht nur, wenn die Sonne scheint, sondern erst recht bei Sturm und ordentlichem Wellengang. 


Das Schreiben ist seit der Kindheit ihre eine große Passion, das Leben im Einklang mit der Natur die andere. 

Sara-Maria Lukas bezeichnet sich selbst als hoffnungslos naive Romantikerin. Nichts kann sie davon abbringen, an die wahre Liebe, die Macht der gelebten Toleranz und das Gute im Menschen zu glauben. 

In ihren Romanen verknüpft sie auf eine ganz eigene sympathische Weise prickelnde Erotik mit viel Humor, Herzlichkeit und großer Liebe. 



Weitere Bücher der Reihe:
Hard & Heart

Band 1: "
Die Entführung des Kolibris"               *Rezension*
Band 2: "
Kein Safeword für die Fledermaus"
Band 3: "
Die Zähmung der Haselnuss"             *Rezension*
Band 4: "
Ein Macho fürs Mäuschen"                 *Rezension*


















Weitere Bücher der Autorin:
Hard & Love












Band 2: "Keep Calm, Lady!"    



Danke!

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